chumm cho lose…
und
… zum Logo der Trachtenkapelle Herrischried von Roland Frank
Liebe Musikantinnen und Musikanten,
es ist schon eine ganze Weile her –es war am „Brägelfescht 2004“ – , als mich Walter Stoll und Günter und Roland Kaiser (die damals für den Verein Verantwortlichen) ansprachen, ob ich ein neues Logo für die Trachtenkapelle entwerfen könnte.
Diesen Auftrag hatte ich spontan und gerne angenommen, weil es mich interessierte und auch reizte, für diesen Traditionsverein unserer Gemeinde ein aktuelles Logo, also ein Erkennungszeichen, zu schaffen.
Obwohl ich schon auf dem Heimweg die ersten Bilder vor Augen hatte, dauerte es dann doch noch eine ganze Weile, bis das Konzept stand, verbessert wurde und schließlich fertig ausgearbeitet war: Im August 2005 war es fertig, wurde digitalisiert und vorgestellt. Die Resonanz von „Alt“ und „Jung“, von den Mitgliedern des Vereines und auch vom Publikum war zu meiner großen Freude durchweg positiv, ich spürte, dass es „ankam“.
Damals habe ich in einigen Sätzen festgehalten, was ich mir beim Zeichnen so alles überlegt hatte, welche Gedanken im Logo steckten und nicht verborgen bleiben brauchten. Wie von euch gewünscht, tue ich dieses gerne aus Anlass des Jubiläums noch einmal – noch einmal also die „Geschichte des Logos“ :
Beginnen wir mit der Zeichnung selbst :
Im Bildmittelpunkt steht d a s Symbol für die Musik überhaupt, der Violinschlüssel, er sagt klar aus, was der Grundinhalt eures Vereinslebens ist.
Dann war für mich wichtig, den Bezug zum Ort, zu Herrischried, zu finden und aufs Papier zu bringen. Mein erster Gedanke, die Kirche oder auch den Gugelturm als Symbol einzubauen, führte mich nicht weiter. Der Gugelturm drängte sich nicht auf, außerdem würde er als Bauwerk in Verbindung mit Musik nicht besonders gut ins logo passen. Die Kirche würde zwar optisch viel schöner wirken, aber die Trachtenkapelle ist weder ein kirchlicher Verein, noch macht sie nur Kirchenmusik.
Beide Bauwerke sind als Symbole schon so oft verwendet worden, dass man sparsam mit Ihnen umgehen sollte, um sie und auch das, was man symbolisieren will, nicht abzunutzen. Und vor allem: ich wollte das Logo nicht zu kompliziert machen, weil es sonst unübersichtlich wäre und dann nicht wirken würde. Denn eines wollte ich zusätzlich unbedingt: den Hotzenwald -den „Wald“- als unsere Heimat hier hereinbringen.
Um also insgesamt das Logo nicht zu überladen, habe ich mich auf die schlichte Tanne als Symbol für den Wald beschränkt, die sich gut am Violinschlüssel anlehnen ließ, der wie ihr Stamm und ihre Wurzel wirkt. Es ist sozusagen hier die zu der Zeit aktuellste bekannte Darstellung der „Hauensteiner Tanne“ geworden …..
Auf der rechten Seite steht ein zweiter, etwas kleinerer Baum, der zweierlei Sinn haben soll.
Zum einen zeichnet er -etwas versteckt- mit seiner linken Seite den zweiten wichtigen Notenschlüssel, den Bass-Schlüssel nach…… und die andere, ein bisschen tiefere Bedeutung der beiden Bäume ergibt sich aus der umgekehrten Schattierung im Logo : Die eine Tanne ist jeweils hell, die andere dunkel gezeichnet oder gefärbt.
Dies soll die Gegensätzlichkeit symbolisieren und etwa Sommer/Winter, Tag/Nacht, groß/klein, alt/jung, fröhlich/traurig darstellen. Ganz allgemein sind damit die Gegensätze und Verschiedenheiten gemeint, die eben immer Bestandteil auch des Vereinslebens sind. Gegensätze, Ausgleich und Harmonie, hieraus wächst letztlich der Erfolg, auch der des Vereins.
Wie ist aber die Harmonie im Logo ausgedrückt ? Ganz einfach durch die Form des Kreises, der das logo umschließt und mit ihm alle Inhalte und Unterschiede, die ich oben als Beispiele aufgezählt habe, so wie es im Idealfall wohl auch sein sollte. Die Geschlossenheit und die „runde Sache“, die letztendlich alles sein soll.
Nebenbei noch zur Form und Richtung der Tannen: Sie sind leicht angeschrägt und zeigen nach oben – Symbol für das Wachsen und Aufstreben dessen, was man darstellen will.
Zum Bild noch ein Letztes, nicht weniger Wichtiges: Dem großen Kreis wird ein kleinerer angefügt, der sich mit ihm verbindet:
Was dieser soll, ist nicht schwierig zu erkennen – skizziert ist hier der Schalltrichter eines Blasinstruments, wobei ich bewusst offen lassen will, welches Instrument genau es sein soll, Trompete, Posaune, Horn, Bass oder was auch immer. Gemeint ist hiermit einfach die Blasmusik als solche, der Musikstil, der alle diese verschiedenen Instrumente braucht.
Euch wird auffallen, dass es keine naturalistische Darstellung ist, denn dafür hätte ich den Schalltrichter anders darstellen müssen – eben trichterförmig. Stattdessen habe ich den großen Kreis einfach weitergezogen – dies sieht zum einen flüssiger aus, und zum anderen ergibt sich hier wieder eine Aussage: Die Verbindung von Harmonie und Musik als Bedingung und Folge.
Das Logo habe ich in der Ursprungsform als Federzeichnung entworfen, daraus dann eine schwarz-weiß schattierte Fassung entwickelt und schließlich zwei unterschiedliche farbige Varianten ausgearbeitet.
Soweit zur Grafik – sie wird ergänzt durch einen kurzen Text, durch die drei kleinen Wörtchen „chumm cho lose…“, und die haben es in sich, schaut man einmal genauer hin.
Gleichermaßen schlicht und genial formuliert – nur leider nicht von mir …..
Ich hatte den Text irgendwo gelesen – und kaum einer passt für das Logo so gut wie dieser, wie ich finde.
Warum ?
Erst einmal, weil er reinstes Alemannisch ist – in unserer Muttersprache verfasst, die uns von klein auf begleitet, an der wir uns erkennen und an der man uns sprachlich orten kann. Wir finden unsere Mundart schön, fantasievoll, rhythmisch und auch melodiös – bemerkt ihr die Parallelen zu Eurem Thema ?
Da ist zunächst zweimal das „ ch…“ – der Laut, der uns in die Wiege gelegt wurde, den wir mühelos gebrauchen können und mit dem sich die Welt so leicht in Alemannen und Nicht-Alemannen aufteilen lässt. Kein anderer als dieser für die übrige Welt so schwierige „Gaumensegel-Reibelaut“ (so heißt er linguistisch tatsächlich) ist so charakteristisch für unsere Sprache – wer ihn beherrscht, hat den Schlüssel zu unserem Dialekt gefunden… (nebenbei bemerkt sprechen ihn nicht einmal alle Alemannen so rau wie wir – viele benutzen das einfache „k“)
Also zum einen unser „ch“, noch ein Doppeltes dazu ! Dann der Inhalt des Sätzchens, auf Hochdeutsch sinngemäß „Komm, uns zuzuhören!“ : Wohl keiner käme auf die Idee, so etwas um ein Logo zu legen.
Ganz anders aber auf alemannisch….“chumm cho lose“ – das passt, das spüren wir. Noch einmal aber: Warum nur ? Grammatikalisch ist es auf den ersten Blick ein Imperativ – nennen wir es statt einer Befehlsform vorerst besser: eine Aufforderung.
Aber es ist mehr als das- viel mehr – und eigentlich etwas ganz anderes – und das kommt wiederum von einer Besonderheit unserer Sprache: „Chumm cho ….“ das doppelte „komm..“ .
Warum reden wir so ? Einerseits hört es sich einfach besser an, der Satz ist flüssiger, rhythmischer. Im Kern geht es aber mehr um den Inhalt… „chumm cho…..“, wie „chumm cho z’Obe näh…, chumm cho luege…., chumm cho… I weiß it, wa……:
Wir bringen dadurch immer eine Einladung zu unserem Gegenüber, und eine freundliche dazu; für Unfreundliches, Ungeduldiges, Drängendes hat unsere Sprache andere, schroffere Mittel.
Das doppelte „Komm“ – so etwas hat unsere Hochsprache nicht parat, diese Formulierung gehört nur uns. „Chumm cho lose“…. es ist nichts weniger als eine freundliche, offene Einladung an jeden, euch zuzuhören im Sinne von: „Komm zu uns, hör uns zu, sei unser Gast, du gehörst dazu, wenn du willst “.
So, und jetzt sind wir am Kern des Ganzen: Ein kleiner Satz, drei Wörtchen nur – die so viel ausdrücken und die ich darum auch mit dem Bildchen verbinden wollte.
Während die Zeichnung eher euch als Verein definiert (also das Wirken innerhalb des Kreises, also in der Gemeinschaft) führt das Sätzchen eure Zuhörer an euch heran und nahe zu euch hin – deshalb ist der Text so nahe am Logo, dass er dessen Bestandteil wird.
Dies ist mir durch den Kopf gegangen – ich wollte für euch ein Logo, das gut aussieht und gefällt, aber auch Substanz hat und durch seine Symbolik auf euch zugeschnitten wirkt – und gerade dadurch „eures“ wird. Es gehört nun schon einige Jahre zu euch und macht nun auch euer großes Jubiläum mit – worüber ich mich freue und worauf ich auch ein ganz klein wenig stolz bin.
Ich wünsche der Trachtenkapelle Herrischried, dass es den Verein auf einem guten, glücklichen und wie bisher so erfolgreichen Weg ein Stück weiter begleiten mag.
Herzlichen Glückwunsch zu eurem außergewöhnlichen Jubiläum auch von mir – für euren Verein und alle seine Musikantinnen und Musikanten.
Herrischried, im August 2012
Euer
Roland Frank